Abstract: Unser Klima verändert sich in einem noch nie dagewesenen Tempo. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf den Planeten, sondern auch auf die menschliche Gesundheit. Die Auswirkungen des Klimawandels werden weiterhin die Grundvoraussetzungen für die Gesundheit wie sauberes Wasser, saubere Luft und angemessene Nahrung beeinträchtigen und darüber hinaus die zugrunde liegenden sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren, die zu Krankheit und vorzeitigem Tod führen, verschärfen. Die Folgen des Klimawandels sollten nicht isoliert betrachtet werden, sondern es müssen auch andere Faktoren des Umweltwandels wie Umweltverschmutzung, Verlust der biologischen Vielfalt und veränderte Flächennutzung einbezogen werden. Hitzeerschöpfung, Ambrosia-Asthma, Tigermücken – die Auswirkungen der globalen Klima- und Umweltkrise beeinträchtigen zunehmend unsere Gesundheit. Allergien nehmen zu, neue Krankheitserreger breiten sich aus, immer mehr Menschen entwickeln Ängste angesichts der Veränderungen in ihrer Umwelt. Die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels zu ignorieren, wäre daher nicht nur katastrophal für unseren Planeten, sondern hätte auch weitreichende und komplexe Probleme für die menschliche Gesundheit zur Folge.
Lebenslauf: Frau Prof. Traidl-Hoffmann promovierte im Jahr 1997; 2004 folgte die Habilitation und Lehrbefugnis für die Fachgebiete Dermatologie und Venerologie sowie 2008 die Zusatzqualifikation als Allergologin.
Während eines Gastaufenthaltes in Rom erforschte sie von 1999 bis 2001 die Grundlagen der Ekzemreaktion. Ab 2003 führte sie für zehn Jahre die Arbeitsgruppe „Zelluläre Immunologie“ am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM) in München. Gleichzeitig leitete sie von 2008 bis 2013 als Oberärztin an der Hautklinik der TU München die Neurodermitis-, Psoriasis- und Infektionsambulanz. 2013 wurde sie in das Direktorium von CK CARE, der Christine Kühne Stiftung für Allergieforschung und Edukation, berufen, dem sie heute als Sprecherin vorsteht.
Prof. Traidl-Hoffmann wurde 2013 auf den Lehrstuhl für Umweltmedizin an der TU München berufen. Seit Oktober 2014 leitet sie als Chefärztin die Hochschulambulanz für Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg. Vom Helmholtz Zentrum München wurde sie 2015 zur Direktorin des Institutes für Umweltmedizin berufen.
Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der umweltmedizinischen Forschung, bei der molekulare und immunologische Prozesse von Umwelt-Mensch-Interaktionen mit Fokus auf Allergien untersucht werden. Insbesondere wird die Zusammensetzung und Veränderungen des Mikrobioms der Haut erforscht. Besonderes Augenmerk liegt auf den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, der u. a. die Verbreitung allergischer Erkrankungen fördert. Im Jahr 2021 verfasste sie zwei Bücher zum Thema Klimawandel und Gesundheit: Überhitzt, eine Sachbuch im Dudenverlag erschienen und Planetary Health: Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän, ein Fachbuch durch MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft herausgegeben.
Neben zahlreichen Auszeichnungen ist sie aktiv für die Allergologie in verschiedenen Gesellschaften tätig: Sprecherin der Sektion Immunologie der DGAKI (2010–2014); Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (2009–2012); 1. Vorsitzende der AG Allergologie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft; Mitglied des Boards der European Academy of Allergology and Immunology (2009-2013); Mitglied erweiterter Vorstand Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (seit 2012), stellvertretende Direktorin des Zentralinstituts ZIEL – Institute for Food and Health (seit 2017), Vorstand im Cluster Allergie und Immunität (CAI) (seit 2015), EAACI-Fellow (seit 2020) und seit 2021 stellvertretenden Direktorin des Zentrums für Klimaresilienz, Universität Augsburg.